Jahrbuch Sucht 2023: 7,9 Millionen Deutsche sind Risikotrinker – Schon das Bier am Abend kostet Lebenszeit

(26.04.23) Die Deutschen rauchen und trinken weniger, aber immer noch deutlich zu viel. Die populärste illegale Droge bleibt Cannabis und beim Glücksspiel boomen Sportwetten. Das ist die Quintessenz aus Ende April vorgelegten „Jahrbuch Sucht 2023“ der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). Danach werden vor allem die Gefahren der Volksdroge Alkohol weiter massiv unterschätzt. Laut Bericht entfielen 2020 auf jeden Bürger ab 15 Jahre statistisch zehn Liter Reinalkohol. Das sei weit mehr als im weltweiten Durchschnitt. 7,9 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren seien sogar Risikotrinker. Dies gelte ab einer täglichen Menge von zwölf Gramm reinen Alkohols bei Frauen und 24 Gramm bei Männern. Das entspreche ein bis zwei kleinen Bieren.

„Auch die Flasche Bier am Abend oder das Glas Wein zum Essen schaden dem Körper. Selbst geringe Mengen Alkohol können krank machen“, warnte der Alkoholforscher und DHS-Autor Ulrich John von der Universitätsmedizin Greifswald. Alkohol koste Lebenszeit: Frauen könne ein Alkoholverzicht ein durchschnittliches Plus an Lebenszeit von mindestens 16 Jahren bringen. Bei Männern seien es zehn und mehr Jahre. Die DHS forderte, Alkoholwerbung strenger zu regulieren, die Steuern auf alkoholische Getränke zu erhöhen und die bisherige 24/7-Verfügbarkeit einzuschränken.

Der Anteil der Raucher ist weiter rückläufig. 2021 griffen laut DHS 16 Prozent der Frauen und 22 Prozent der Männer zum Glimmstängel. 2020 waren es noch 24 Prozent der Frauen und 34 Prozent der Männer ab 18 Jahren. Nach der jüngsten Debra-Umfrage stieg allerdings die Zahl rauchender Jugendlicher zuletzt wieder stark an. Demnach verdoppelte sich der Raucheranteil unter den 14- bis 17-Jährigen 2022 auf 15,9 Prozent. Die Gründe seien unklar. Die DHS-Geschäftsführerin Christina Rummel mahnte eine wirksamere Tabakkontrolle und -prävention an.

Bei den illegalen Drogen bleibt laut Bericht Cannabis führend. In den vergangenen zwölf Monaten hätten 7,6 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen und 8,8 Prozent der Erwachsenen mindestens einmal gekifft. Danach folgten bei Jugendlichen Ecstasy (0,5 Prozent) sowie Amphetamin und Pilze (jeweils 0,3 Prozent). Bei Erwachsenen spielten Kokain/Crack (1,6 Prozent), Amphetamin (1,4 Prozent) und andere neue Substanzen eine Rolle. Die Zahl der Drogentoten sei 2021 um 15,5 Prozent auf 1.826 Todesfälle gestiegen. Beim Glücksspiel gab es einen Boom bei den Sportwetten. Deren Umsatz legte infolge der Legalisierung 2021 um rund 400 Prozent zu. Dagegen ging das Geschäft von Spielcasinos und mit Automaten durch die Corona-Pandemie zurück.

Jahrbuch Sucht 2023