Long Covid und Post-Vac: Gesundheitsminister verhandelt über Forschungsgelder für 2024
(21.03.23) Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verhandelt aktuell mit dem Haushaltsausschuss des Bundestages über Gelder für ein Forschungsprogramm zu Long Covid sowie Post-Vac, also Impfschäden durch die Corona-Vakzine. Dieses solle die Forschung forcieren und so die Versorgung verbessern, sagte der SPD-Politiker im ZDF. Laut seinem Sprecher geht es dabei um Gelder für 2024. Im Januar hatte Lauterbach konkret 100 Millionen Euro für ein solches Programm in Aussicht gestellt, aktuell nannte er keine genaue Zahl mehr.
Lauterbach äußerte Verständnis für Klagen der Erkrankten über die Versorgungslage. Bisher gebe es keine Medikamente für Long Covid oder Post-Vac. Zugleich dauerten Anerkennungsverfahren bei Impfschäden oft zu lange. Auch die Versorgungsansprüche seien „oft sehr eng geschnürt“. Lauterbach appellierte an die Vakzin-Hersteller, sich hier zu beteiligen. Die Gewinne der Firmen durch die Corona-Impfstoffe seien „exorbitant“ gewesen. Damit wäre eine Beteiligung „mehr als eine gute Geste, sondern das könnte man erwarten“, so der Minister.
Im Rahmen der EU-Verträge wurden die Unternehmen laut Lauterbach jedoch weitestgehend von der Haftung befreit. Damit hafte bei Impfschäden der Staat. Der Minister betonte aber, dass Impfschäden laut Daten des Paul-Ehrlich-Instituts bei weniger als einer von 10.000 Impfungen aufträten. Darunter seien aber auch Geschädigte mit „schwersten Einschränkungen“. „Und davon wird auch einiges permanent sein.“
Bundesweite Daten zu Long-Covid- und Post-Vac-Betroffenen fehlen bisher. In den ersten neun Monaten 2022 erhielten in Bayern 350.000 Menschen eine Long-Covid-Diagnose, in Baden-Württemberg waren es 320.000. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung würde dies bundesweit 2,29 Millionen Long-Covid-Diagnosen von Januar bis Ende September 2022 entsprechen. Die Union hatte jüngst vor allem Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) Untätigkeit vorgeworfen. Sie habe von 73 Projektanträgen über insgesamt rund 55 Millionen Euro zur Erforschung von Long Covid lediglich 15 Anträge über 12,5 Millionen Euro genehmigt, so die Union.
In der neuen „G+G Wissenschaft“ weist der Mediziner und AOK-Experte Martin Roesler daraufhin, dass sich bei vielen Long-Covid-Betroffenen die Symptome im Laufe des ersten Jahres wieder besserten. Er geht von einer „relevanten Überschätzung“ der Problematik aus, auch weil das Krankheitsbild zu ungenau gefasst sei. So gebe es „einerseits einige Millionen Betroffene mit häufig geringen selbstlimitierenden Beschwerden über vier Wochen und andererseits wenige Zehntausend Betroffene, die akut schwer und längerfristig erkrankt sind“.