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Arzneimittelrabattverträge

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Die gesetzlichen Krankenkassen geben Jahr um Jahr mehr Geld für Medikamente aus. 2022 waren es nach Zahlen des Bundesgesundheitsministeriums rund 48,88 Milliarden Euro. Die Arzneimittelrabattverträge bremsen den Anstieg der Arzneimittelausgaben. Alle gesetzlichen Krankenkassen zusammen konnten 2022 durch die Verträge rund 5,53 Milliarden Euro einsparen.

Seit Anfang 2003 dürfen die Krankenkassen mit einzelnen Arzneimittelherstellern Verträge über Preisnachlässe für Medikamente schließen. 2007 hat der Gesetzgeber diese Möglichkeiten erweitert und die Apotheken verpflichtet, beim Austausch von Nachahmerpräparaten (Generika) die Rabattverträge einer Krankenkasse besonders zu beachten.

Die Verträge haben den Wettbewerb im Bereich der Generika deutlich in Schwung gebracht. Sie ermöglichen Minderausgaben ohne Verlust an Qualität in der Arzneimittelversorgung. Das Geld steht so zum Beispiel für innovative Versorgungsformen zur Verfügung.


Erfolgreiches Vertragsmanagement der AOK

Die AOK-Gemeinschaft ist Vorreiter der europaweiten Ausschreibung der Rabattverträge für Generika. Sie hat ihr Verfahren erfolgreich gegen teils erheblichen Widerstand einzelner Pharmaunternehmen rechtssicher durchgesetzt.

Die AOK-Verträge decken zwei Drittel des Generikamarktes ab und umfassen alle markt- und ausgabenrelevanten generischen Wirkstoffe. Mit dem Start der Tranche AOK 27 am 1. Juni 2023 laufen Verträge für 271 Wirkstoffe und Wirkstoffkombinationen mit einem jährlichen AOK-Umsatzvolumen von 5,1 Milliarden Euro (Apothekenverkaufspreis).

Die Minderausgaben der AOKs durch die Generika-Rabattverträge haben sich seit 2007 auf knapp 17,65 Milliarden Euro summiert. Die AOK-Gemeinschaft konnte 2022 rund 2,08 Milliarden Euro durch Verträge mit einzelnen Herstellern einsparen; 2021 waren es rund 1,87 Milliarden, 2020 rund 1,93 Milliarden Euro. Die Umsetzungskosten für die AOKs sind dank einer optimalen Organisation minimal.

Insbesondere für chronisch Kranke sorgen die AOK-Rabattverträge für mehr Kontinuität in der Medikamentenversorgung. Das bestätigen Analysen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Danach erhalten 85 Prozent der AOK-Versicherten dauerhaft ein Medikament - 15 Prozent mehr als vor Einführung der Rabattverträge 2006. Dadurch nehmen Therapietreue und Therapieerfolg zu. 

Arzneimittelrabattverträge leisten zudem einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit und sind keineswegs die Ursache für Lieferengpässe. Nach Darstellung der Bundesregierung gibt es keinen Zusammenhang zwischen Rabattverträgen und punktuellen Lieferengpässen. Zu diesem Ergebnis kommen auch ein im Februar 2020 veröffentlichtes Gutachten im Auftrag des GKV-Spitzenverbandes (mehr Infos) und Analysen des WIdO (mehr Infos).


Neuen Vertragskriterien stärken Liefersicherheit und das Einhalten von Sozial- und Umweltstandards

Die AOK prüft vor der Auftragsvergabe sorgfältig die Lieferfähigkeit ihrer Vertragspartner. Nach dem im Mai 2017 in Kraft getretenen Gesetz zur Stärkung der Arzneimittelversorgung steht den Unternehmen eine gesetzliche Vorbereitungsphase von sechs Monaten nach Versand der Vorabinformationen zu. Die AOK räumen ihren Vertragspartnern diese Rüstzeit bereits seit Jahren ein.

Auch nach Vertragsstart kontrollieren die AOKs fortlaufend die Belieferung der Großhändler und Apotheken. Unternehmen, die einen Vertrag mit der AOK abschließen wollen, müssen sich verpflichten, diese Arzneimittel in ausreichender Menge über die gesamte Vertragslaufzeit hinweg bereitzustellen. Bei der Prüfung der Lieferfähigkeit ist die AOK auf korrekte Angaben der Unternehmen angewiesen. Bei Vertragsverstößen müssen die betreffenden Unternehmen mit Vertragsstrafen, Kündigung des Vertrags und Schadenersatzforderungen rechnen.

Vor dem Hintergrund der weltweit zunehmenden Häufigkeit von Lieferengpässen sowie der Corona-Pandemie hat die AOK im Jahr 2020 die Vorgaben zur Bevorratung verschärft. Derzeit sind Vertragspartner dazu verpflichtet, als Absicherung gegen Produktions- oder Lieferausfälle zu Beginn der vertraglich vereinbarten Gewährleistung einen anteiligen Startvorrat sowie ab dem zweiten Quartal eine dauerhafte anteilige Arzneimittelreserve (Dauervorrat) anzulegen. Erst im letzten Vertragsquartal darf dieser Lagerbestand aufgebraucht werden

Von Anfang an spielte bei der Vergabe der AOK-Rabattverträge nicht nur der Preis eine Rolle, sondern auch die Liefer- und Versorgungssicherheit. Zusätzlich werden bei Vergabeverfahren der AOKs neben einer hohen Versorgungssicherheit auch Arbeits- und Umweltschutzstandards im Bereich der Arzneimittelproduktion berücksichtigt. Vertragspartner müssen gewährleisten, dass in der gesamten Lieferkette weder die eigene Produktion noch die der Zulieferer, die Gesundheit der Mitarbeiter oder die Umwelt gefährdet werden.

Wer die vor Ort geltenden Arbeitsschutz- oder Umweltstandards nicht einhält, riskiert, den laufenden Vertrag unmittelbar zu verlieren und setzt seine Zuschlagschancen bei künftigen Ausschreibungen aufs Spiel. Die entsprechenden Maßgaben wurden erstmals im Ausschreibungsverfahren AOK Z1 für Antibiotika-Wirkstoffe erweitert. Wenn antibiotische Substanzen umweltfreundlich produziert werden, haben Bieter dadurch verbesserte Zuschlagschancen. Die AOK unterstützt damit auch die gesetzlichen Initiativen der Bundesregierung und der EU für globale Unternehmensverantwortung und faire Lieferketten


Erfolgsmodell AOK-Arzneimittelrabattverträge

Erfolgsmodell AOK-Arzneimittelrabattverträge
FAQ und Übersicht der Wirkstoffe und Vertragspartner der laufenden Tranchen AOK 25 bis AOK 27 (Stand: Juni 2023)


Übersicht der laufenden AOK-Vertragstranchen

Laufzeit: 1. Juni 2023 – 31. Mai 2025
Verträge über 119 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 120 Fachlosen (37 im Mehrpartnermodell vergeben)
40 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften beteiligt
 AOK-Umsatzvolumen: 2,4 Milliarden Euro pro Jahr

Laufzeit: 1. Oktober 2022 – 30. September 2024;
Verträge über 55 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 56 Fachlosen (13 im Mehrpartnermodell vergeben);
38 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften beteiligt;
AOK-Umsatzvolumen: 1,0 Milliarden Euro pro Jahr

Laufzeit: 1. Februar 2022 – 31. Januar 2024
Verträge über 97 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 101 Fachlosen (22 im Mehrpartnermodell vergeben)
51 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften beteiligt
AOK-Umsatzvolumen: 1,7 Milliarden Euro pro Jahr

Vertragslaufzeit 1. Juni 2021 bis 31. Mai 2023 für die Antibiotikawirkstoffe Cefaclor, Ciprofloxacin, Roxithromycin (Gebietslose 1- 6, 8); 
Abweichende Vertragslaufzeit 1. Februar 2022 bis 31. Mai 2023 für die Antibiotikawirkstoffe Cefuroxim (Gebietslose 3, 7, 8) und Roxithromycin (Gebietslos 7);
Vertragspartner: 7 Pharmaunternehmern/Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen: 18 Millionen Euro pro Jahr

Laufzeit: 1. Juni 2021 bis 31. Mai 2023
Verträge über 111 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen (19 im Dreipartnermodell vergeben)
35 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen: 2,0 Milliarden Euro pro Jahr

Eine Datenbank mit den aktuellen Rabattverträgen finden Sie im Internetportal der AOK für ihre Vertragspartner. Die Datenbank enthält neben den bundesweiten Generika-Rabattverträgen auch regionale Verträge, die einzelne AOKs mit Herstellern abgeschlossen haben.

Datenbank der AOK-Arzneimittelrabattverträge


AOK-Ausschreibungsverfahren stärkt Wettbewerb und nützt mittelständischen Unternehmen

Die AOK schließt für die Arzneimittelversorgung mit patentfreien Arzneimitteln in der Regel für jeden einzelnen Wirkstoff exklusive Verträge mit jeweils nur einem Hersteller. Bei besonders häufig verordneten Wirkstoffen hat die AOK die Exklusivität auf drei Hersteller ausgeweitet.

Die AOK schreibt ihre Verträge regional aus. Aktuell gibt es acht Gebietslose. Dieses Verfahren hat sich als besonders mittelstandsfreundliche erwiesen. Kleine und mittlere Unternehmen haben so gute Chancen auf einen regionalen Zuschlag und erhalten Planungssicherheit.

Auch nach 15 Jahren ist nicht zu erkennen, dass sich im Markt neue Oligopole bilden bzw. die mittelständischen Hersteller benachteiligt würden. Im Gegenteil: Anstatt weniger Anbieter gibt es mehr, was wiederum den Wettbewerb fördert. Die oligopolartige Vormachtstellung der 2006 noch führenden Unternehmen wurde unter anderem zugunsten kleiner mittelständischer Unternehmen gebrochen und diesen damit die Chance gegeben, ihre Marktanteile deutlich zu erhöhen.

Die Rabattverträge, wie sie die AOK umsetzt, sind ein Instrument zur Förderung des Wettbewerbs und der mittelständischen Unternehmen. Das hat eine im April 2018 veröffentlichte Analyse des WIdO noch einmal bestätigt.

Ausgelaufene Vertragstranchen seit 2007

Laufzeit: 1. Januar bis 31. Dezember 2007
42 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
Elf Partnerunternehmen

Laufzeit: 1. Januar 2008 bis 31. März 2010
22 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
30 Partnerunternehmen

Laufzeit: 1. Juni 2009 bis 31. Mai 2011
63 Wirkstoffe
2,3 Milliarden Euro AOK-Umsatzvolumen
22 Vertragspartner

Laufzeit: 1. April 2010 bis 31. März 2012
80 Wirkstoffe
26 Vertragspartner

Laufzeit: 1. Oktober 2010 bis 30. September 2012
Zwölf Wirkstoffe
Neun Vertragspartner
300 Millionen Euro AOK-Umsatzvolumen

Laufzeit: 1. Juni 2011 bis 31. Mai 2013
80 Wirkstoffe
30 Vertragspartner
Zwei Milliarden Euro AOK-Umsatzvolumen

Laufzeit: 1. April 2012 bis 31. März 2014
95 Wirkstoffe
34 Vertragspartner
AOK-Umsatzvolumen: 1,9 Milliarden Euro

Laufzeit: 1. Oktober 2012 bis 30. September 2014
19 Wirkstoffe
14 Vertragspartner
AOK-Umsatzvolumen: 550 Millionen Euro

Laufzeit: 1. Januar 2013 bis 30. September 2014
26 Wirkstoffe
20 Vertragspartner
AOK-Umsatzvolumen: 420 Millionen Euro

Laufzeit: 1. Juni 2013 bis 31. Mai 2015
91 Wirkstoffe
39 Vertragspartner
AOK-Umsatzvolumen: 1,9 Milliarden Euro

Laufzeit: 1. April 2014 bis 31. März 2016
112 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
53 Partnerunternehmen/Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen: 2,1 Milliarden Euro

Laufzeit: 1. Oktober 2014 bis 30. September 2016
Verträge über 57 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
(drei im Mehrpartnermodell vergeben)
27 Partnerunternehmen/Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen: 1,1 Milliarden Euro

Laufzeit: 1. Juni 2015 bis 31. Mai 2017
109 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
28 Vertragspartnerunternehmen
AOK-Umsatzvolumen: rund zwei Milliarden Euro

Laufzeit: 1. April 2016 bis 31. März 2018
103 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen (105 Fachlose)
45 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen: 1,9 Milliarden Euro

Laufzeit: 1. April 2016 bis 31. März 2018
Verträge über drei Wirkstoffe (alle im Mehrpartnermodell)
10 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen: 150 Millionen Euro

Laufzeit: 1. Oktober 2016 bis 30. September 2018
54 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 55 Fachlosen
(vier Wirkstoffe im Mehrpartnermodell vergeben)
34 erfolgreiche Pharmaunternehmen/ Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen pro Jahr: 1,1 Milliarden Euro

Laufzeit: 1. Juni 2017 bis 31. Mai 2019
110 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 112 Fachlosen
17 Wirkstoffe im Mehrpartnermodell vergeben
39 beteiligte Pharmaunternehmen/ Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen pro Jahr: rund zwei Milliarden Euro

Laufzeit: 1. April 2018 bis 31. März 2020
Verträge über 119 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen (121 Fachlose)
23 Fachlose im Mehrpartnermodell
49 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen: rund 2,2 Milliarden Euro
(abweichender Vertragsstart Fentanyl als AOK XIX-2: 1. August 2018)

Laufzeit: 1. Oktober 2018 bis 30. September 2020
Verträge über 57 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 58 Fachlosen
5 im Mehrpartnermodell vergeben
27 beteiligte Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen: 1,2 Milliarden Euro pro Jahr

Laufzeit: 1. Juni 2019 bis 31. Mai 2021
Verträge über 117 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 118 Fachlosen (20 im Dreipartnermodell vergeben)
35 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen: 2,3 Milliarden Euro pro Jahr

Laufzeit: 1. April 2020 bis 31. Januar 2022
Verträge über 111 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen
114 Fachlosen (21 im Mehrpartnermodell vergeben)
51 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen: 2,2 Milliarden Euro pro Jahr

Laufzeit: 1. Oktober 2020 bis 30. September 2022
Verträge über 57 Wirkstoffe/Wirkstoffkombinationen in 58 Fachlosen (acht im Mehrpartnermodell vergeben)
34 Pharmaunternehmen/Bietergemeinschaften
AOK-Umsatzvolumen: 1,1 Milliarden Euro pro Jahr

Zuletzt aktualisiert: 31-01-2022