Gesundheitskompetenz - Was ist der Nutzen
Geringe Gesundheitskompetenz birgt Risiken

Die für Deutschland maßgeblichen Studien legen nahe, dass es für viele Menschen schwierig ist, sich im Gesundheitswesen eigenständig zu bewegen. Angesichts der Komplexität des Gesundheitssystems besteht eine erste wesentliche Schwierigkeit darin, den richtigen Zugang zur benötigten Versorgung zu finden, um diese in Anspruch nehmen zu können. Ist diese Hürde genommen, bestehen weitere Herausforderungen darin, Therapiehinweise zu verstehen und zu bewerten oder auch individuell angemessene Entscheidungen zur Prävention und Gesundheitsförderung sowie zu Behandlungs- und Versorgungsmaßnahmen zu treffen.
Zahlreiche Studien zeigen eindrücklich, dass Gesundheitsstatus und Gesundheitskompetenz eng miteinander zusammenhängen und dass eine geringe Gesundheitskompetenz negative Auswirkungen und Folgen für das Individuum und die Gesellschaft haben kann. So schätzen Menschen mit höherer Gesundheitskompetenz ihren subjektiven Gesundheitsstatus in der Regel besser ein und verhalten sich auch gesundheitsförderlicher. Eine geringe Gesundheitskompetenz hingegen geht häufiger mit einem risikoreicheren Verhalten einher. Bei Menschen mit einer niedrigen Gesundheitskompetenz werden Krankheiten oft erst später diagnostiziert. Außerdem
- nehmen sie Präventionsangebote sowie Früherkennungsuntersuchungen seltener in Anspruch,
- verfügen über eine schlechtere physische und psychische Gesundheit,
- suchen deutlich häufiger einen Arzt auf,
- haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, stationär in ein Krankenhaus aufgenommen zu werden,
- weisen als Patienten häufig eine mangelnde Therapietreue (Compliance/Adherence)
- und ein schlechteres Selbstmanagement auf und
- haben ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko.
Kurz gesagt: Eine geringe Gesundheitskompetenz macht es den Menschen schwer, sich gut um ihre Gesundheit zu kümmern. Das hat auch Folgen für das Gesundheitswesen: Internationale Studien zeigen, dass eine geringe Health Literacy hohe zusätzliche Gesundheitskosten verursachen kann. Nach Schätzungen der WHO beläuft sich der Anteil der Gesundheitsausgaben, die auf eine unzureichende Gesundheitskompetenz zurückzuführen sind, auf drei bis fünf Prozent der Gesamtausgaben. Allein für Deutschland bedeutet dies etwa zehn bis 17 Milliarden Euro jährlich.
Eine unzureichende Gesundheitskompetenz hat aber nicht nur Auswirkungen auf die eigene Gesundheit und die Kosten. Untersuchungen bestätigen auch, dass der Grad der Gesundheitskompetenz ein größerer Prädiktor des eigenen Gesundheitszustands ist (also eine bessere Vorhersagekraft für die künftige Entwicklung der Gesundheit hat) als der Bildungsstand, der sozioökonomische Status, das Geschlecht oder die ethnische Herkunft. Angesichts eines immer komplexeren Gesundheitssystems und einer ständig wachsenden, kaum mehr überschaubaren Menge an verfügbaren Gesundheitsinformationen und -angeboten ist eine möglichst ausgeprägte Gesundheitskompetenz eine elementare Voraussetzung für die Gestaltung und Aufrechterhaltung der eigenen Gesundheit.